Angela Schutz, Vorsitzende des Tierheims am Kemmler Plauen mit Husky Pandy
© Tierheim Plauen

Die tägliche Mission der Tierheim-Helden

Vischelantes Vogtland

Lesedauer: 8 Minuten

Hinter den Kulissen des Plauener Tierheims

Das Schicksal der 46 Chihuahuas

Vielleicht kennen Sie sie noch. Die Geschichte der 46 Chihuahuas, die im Plauener Tierheim am Kemmler im Juni 2021 dramatisch durch das Veterinäramt und die Polizei beschlagnahmt wurden. Ein Züchter wurde damals gemeldet – es ging eine Tierschutzanzeige eines Welpenkäufers ein. Was sich den Beamten damals bot, waren alles andere als gute Bedingungen. Fast alle Hunde litten an einem hochinfektiösen Durchfall; für fünf der Tiere endete diese Reise tödlich.

Die Mitarbeiter des Tierheims am Kemmler, welches vom Tierschutzverein Vogtland e. V. betrieben wird, setzten damals alle nur erdenklichen Kräfte ein, um die Tiere zu retten. Die Menschen aus Plauen und dem Vogtland spendeten, wo sie nur konnten; ein Aufschrei ging durch die Medien. Mit Erfolg: Der Züchter musste seine Hunde abgeben, und bereits im November waren alle Chihuahuas an neue Besitzer vermittelt.

Das Plauener Tierheim kennt viele solcher, teilweise sehr ergreifenden Geschichten, berichtet Angela Schulz, Vorsitzende des Tierschutzverein Vogtland e. V. im Interview. Wie die des kleinen Welpen, der im Mai 2021 zum Sterben in der Nähe eines Waldes abgelegt wurde. Unterkühlt und schwach konnte der kleine, erst 10 Wochen alte Spaniel-Mix sich nicht mehr heben. Es war buchstäblich eine Rettung in letzter Sekunde. Denn hätten die Finder den Welpen nur wenig später gefunden und ins Tierheim gebracht, hätte es für den Kleinen keine Hilfe mehr gegeben.

Ein Funken Hoffnung: Wiedersehen nach acht Jahren

Manchmal gibt es Geschichten, die einem das Herz erwärmen und Hoffnung schenken. Jede Geschichte eines verloren gegangenen Tieres, das erfolgreich seinem Besitzer zurückgegeben werden konnte, ist besonders emotional. Eine solche ereignete sich im Jahr 2020. Ein Kater wurde im Tierheim abgegeben, der seit 2012 als vermisst gemeldet war. Die Besitzer waren damals von Plauen nach Hof gezogen, und kurz darauf verschwand der Kater spurlos. Nach acht langen Jahren tauchte er plötzlich im Tierheim auf. Ob er ausgesetzt wurde oder auf andere Weise dorthin gelangte, ist bis heute unklar. Dank seines Mikrochips konnte er jedoch wieder mit seinen rechtmäßigen und überglücklichen Besitzern vereint werden. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, die Tiere nicht nur zu chippen, sondern auch zu registrieren, denn nur dann sind solche Wiedersehensgeschichten überhaupt möglich!

Welche Aufgaben übernimmt das Tierheim?

Was viele nicht wissen: Tierheime übernehmen kommunale Aufgaben, denn es ist deren Pflicht, für aufgefundene Tiere eine Bleibe zu suchen. Man könnte daher annehmen, dass es allen Tierheimen gut geht. Doch das ist ein Irrtum. Von der Stadt gibt es für jedes Fundtier nur einen festgelegten Zuschuss, bemessen auf eine bestimmte Aufenthaltsdauer. Bleibt das Tier länger, was fast immer der Fall ist, müssen das Tierheim und der Tierschutzverein die zusätzlichen Kosten tragen. Diese Kosten werden größtenteils durch Spenden gedeckt, aber auch durch Beiträge der Vereinsmitglieder und Vermittlungsgebühren für die Tiere. Staatliche Unterstützung gibt es nur in geringem Maße.

„Es herrscht immer noch der Glaube in der Bevölkerung, dass Tierheime eigentlich kein Geld verlangen dürften“, so Angela Schulz. Doch die Versorgung der Tiere kostet Geld: Impfungen, Medikamente und Futter sind nur einige der Posten, die durch die Schutzgebühr gedeckt werden sollen. Auch wenn Meerschweinchen in der Zoohandlung vielleicht weniger kosten, im Tierheim wird stets darauf geachtet, dass das neue Zuhause ideal ist. Das bedeutet zum Beispiel keine Einzelhaltung bei Kaninchen, große Gehege für Nager oder Spielkameraden für junge Katzen.

Die Arbeit im Tierheim: Eine vielfältige Herausforderung

Der Tag im Tierheim Plauen beginnt 7:30 Uhr. Kaum dreht sich der Schlüssel im Schloss, geht das Konzert schon los. Lautes Gebell aus den Zwingern, forderndes Miauen in der Quarantänestation und aufgeregtes Quieken bei den Nagern. Ohrenbetäubender Lärm an jeder Ecke. Die Freigänger-Katzen haben sich bereits an der Tür des Hauptgebäudes versammelt. Alle Tiere warten auf ihr Futter und die Hunde sind bereit für die erste Gassirunde des Tages. Während einige Mitarbeiter die Hunde ausführen, kümmern sich andere um die Reinigung der Zwinger. Parallel dazu werden im Katzenhaus die Räume sauber gemacht, die Katzenklos gereinigt und die Katzen gefüttert. Besonders sorgfältig muss in der Quarantänestation gearbeitet werden, in der kranke und neu angekommene Katzen untergebracht sind. Nach dem Frühstück geht es weiter mit dem täglichen riesigen Berg an Geschirr und Wäsche. Futternäpfe, Katzentoiletten und schmutzige Decken müssen täglich gründlich gereinigt werden. Die Wäscheberge im Tierheim scheinen nie kleiner zu werden, aber mit Hilfe der Waschmaschinen und freiwilliger Helfer wird auch diese Aufgabe bewältigt. Am Nachmittag öffnet das Tierheim für Besucher. Es werden Führungen angeboten, Tiere vermittelt und Fundtiere aufgenommen. Nach der Abendfütterung um 16:30 Uhr schließt das Tierheimum 17 Uhr seine Türen, doch die Arbeit geht oft noch weiter. Trotz der langen Tage ist die Dankbarkeit der Tiere und das Gefühl, einen Unterschied zu machen, für die Mitarbeiter unbezahlbar.

Warum Tierheim?

Sich womöglich ehrenamtlich im Tierheim zu engagieren, ist nicht selbstverständlich. Oft passieren unvorhergesehene Dinge und man arbeitet am Wochenende. Doch trotz der Anstrengungen des Tierheimalltags und trotz der Geschichten von vernachlässigten und misshandelten Tieren gibt es Momente, die all die Mühen wert sind. Es sind die Augenblicke, in denen ein Tier, das einst verängstigt und verletzt war, wieder Vertrauen fasst. Es ist das Gefühl, wenn ein Hund sein Köpfchen an einen schmiegt oder wenn eine Katze nach langer Pflege wieder spielt und sich freut. Tiere können nicht für sich selbst sprechen. Sie sind auf unsere Hilfe angewiesen und genau das macht die Arbeit im Tierheim so besonders. „Die Dankbarkeit, die man in den Augen eines geretteten Tieres sieht, die Freude der Hunde auf der Gassirunde und die Schmuserunden der Katzen sind unbezahlbar“, sagt Angela Schulz. Es ist das Wissen, dass man am Ende des Tages etwas Gutes getan hat, nicht nur für sich selbst, sondern für ein unschuldiges Lebewesen, das Hilfe braucht.

Tiere unter’m Weihnachtsbaum – erst geliebt, dann nicht mehr gewollt

Weihnachten ist eine Zeit der Liebe und des Gebens, aber leider auch eine Zeit, in der viele Menschen Tiere als Geschenke kaufen. Doch Tiere sind keine Spielzeuge. Ein Tier zu verschenken, ohne sich über die Verantwortung im Klaren zu sein, kann tragische Folgen haben. Viele dieser „Geschenke“ landen nach den Feiertagen in Tierheimen, weil die neuen Besitzer überfordert sind oder das Interesse verloren haben. Die Mitarbeiter von Tierheimen sehen diese traurigen Geschichten jeden Tag. Sie sind es, die die Bruchstücke aufsammeln und versuchen, diesen Tieren ein neues, liebevolles Zuhause zu geben. Aber sie können das nicht alleine tun. Sie brauchen unsere Hilfe.

Die Arbeit in einem Tierheim ist herausfordernd, aber auch lohnenswert. Die dramatischen Rettungsgeschichten zeigen, wie wichtig es ist, sich für den Schutz und das Wohl von Tieren einzusetzen. Jeder kann seinen Beitrag leisten, indem er sich engagiert, spendet oder ein Tier aus dem Tierheim adoptiert. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass Tiere ein glückliches und sicheres Zuhause finden. Werden Sie aktiv und unterstützen Sie Ihr örtliches Tierheim!

Wie können Sie helfen?

Tierheime unterstützen:

  1. Spenden: Sie können für Tiere in Not spenden. Die Tierheime setzen das Geld dann dort ein, wo es am dringendsten benötigt wird.
  2. Ehrenamtliche Arbeit: Viele Tierheime sind auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Sie können sich bei einem Tierheim in Ihrer Nähe melden und nachfragen, ob sie Unterstützung brauchen.
  3. Sach- und Futterspenden: Viele Tierheime haben auch Bedarf an Sachspenden wie Futter, Decken, Spielzeug etc. Erkundigen Sie sich bei einem Tierheim in Ihrer Nähe, was sie benötigen.
  4. Adoption: Wenn Sie ein Tier adoptieren möchten, können Sie sich an ein Tierheim wenden. Dort warten viele Tiere auf ein neues Zuhause.
  5. Mitglied im Verein werden: Als Mitglied des Tierheimes können Sie dazu beitragen, dass der Verein seine langfristigen Projekte durchführen kann.

Ausgewählte Organisationen*

  • Tierschutzbund: www.tierschutzbund.de
  • Private Vogel- und Igelpflegestation Bad Elster, Corinna Heinrich: 037437 3925 und 0157 50149986
  • Falknerei Herrmann: Rettung von Greifvögeln und Eulen 0174 9147124 und 0176 22885475
  •  Kleintiernotdienst der Tierärzte Plauen/Oberes Vogtland/Reichenbach: www.tierarzt-plauen.de
  •  Tierrettung Plauen bei Bergung von Fundtieren: 03741 291191

Tierheime und Tierschutzvereine im Vogtland*

* kein Anspruch auf Vollständigkeit