Kolumne - Meckern was das Zeug hält
Kolumne
Lesedauer 2 Min.
Text: Friederike Schulz
Meckern, was das Zeug hält
Ich gebe zu, wir Vogtländer sind ein zänkisches Bergvolk. Und wir lieben es zu schimpfen und zu „niffn“. „Aener nifft immr“.
Am liebsten sind uns Themen, die wir ohnehin nur schwer selbst, oder nur mit erheblichem Aufwand ändern können. Wie den Klimawandel. Oder die aktuelle Politik. Ja, in diesen Themen kann jeder seinen Kleinmist beitragen, aber was ist mit den anderen Themen?
Beliebt ist auch die Bahn. Eigentlich der gesamte ÖPNV. Die Busse fahren ungünstig. Die Zeiten passen nicht zum eigenen Tagesplan und noch schlimmer: Den Anschlusszug verpasst man standardmäßig um 2 Minuten.
Und ja, ich kann das auch absolut verstehen. Jeder, der im ländlichen Raum auf den ÖPNV angewiesen ist und nicht wie ein junges Reh den Berg zur nächsten Haltestelle hoch sprinten kann, ist schnell benachteiligt. Auch weil hier nicht in jeden Winkel und in kurzen Taktzeiten bis spät abends die Öffis fahren können.
Die Kindergartengruppe meines Sohnes hat in der Adventszeit einen Ausflug gemacht: von Plauen zu Wald Jakobs Weihnachtswelt in Markneukirchen. Ich bin als Begleitperson mitgefahren und habe schnell gemerkt, was für ein Abenteuer Busfahren für die Kinder ist. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob alles klappt, weil die Umsteigezeit in Adorf sehr knapp getaktet war. Wir haben geschwitzt und gehofft, dass alles gut gehen wird und wir nicht mit den Kindern irgendwo stranden.
Und wissen Sie was? Allem Meckern dem ÖPNV zum Trotz, bei allen Verbindungen, die hier auf dem Land manchmal umständlich sein können, waren es die Busfahrer, die uns gerettet haben. Unterwegs mussten wir anhalten, einem Kind war schlecht. Also kurz raus und an die frische Luft. Somit hatten wir Verspätung. Und was machte unser Fahrer? Telefonierte mit dem Anschlussbus und bat, dass dieser kurz warten möge.
Funktioniert hat es einwandfrei. Mit einem fliegenden Umstieg waren wir am Ende wie geplant an unserem Ziel und sind am Nachmittag auch wieder pünktlich, sogar mit einem Weihnachtsbaum im Gepäck, in Plauen gelandet.
Sie sehen, es ist nicht alles schlecht. Und auch wenn wir Vogtländer gerne unseren, oft berechtigten Frust rauslassen, bewirkt doch eine Portion Humor und eine nette Nachfrage oft Wunder.