Bernd und Willy Löffler von der thermofin GmbH

Vischelantes Vogtland

Reichenbacher Unternehmen setzen Zeichen für Nachhaltigkeit

Lesedauer 6 Min.

Innovation im Vogtland – Wie thermofin die autarke Wärmeversorgung vorantreibt

Die steigenden Gas- und Heizkosten beschäftigen derzeit viele Menschen. Nicht nur die Privathaushalte, sondern auch viele Unternehmen sind stark betroffen. Mehrere Unternehmen aus Reichenbach setzten sich im vergangenen Jahr mit dem Geschäftsführer des Planungszweckverbandes PIA, Tobias Keller, zusammen, um neue Möglichkeiten der autarken Wärmeversorgung zu finden. Erklärtes Ziel ist es auf lange Sicht unabhängiger vom Gas zu werden und die Wärme nachhaltig zu nutzen. Den Anstoß für dieses Pilotprojekt gab das Unternehmen thermofin aus dem Heinsdorfergrund.

Vom Vogtland in die Welt und zurück – Mit innovativer Technologie und nachhaltigem Denken

thermofin ist für viele Vogtländer eine feste Größe in der Region. Das Unternehmen wurde 2002 im Vogtland gegründet, belieferte aber schon frühzeitig Kunden aus aller Welt und hat mittlerweile auch Fertigungsstandorte für Wärmeübertragung für die Kälte- und Klimatechnik sowie Industriekühlung in Argentinien, China und Polen. Diese Internationalität und Weltoffenheit spürt man. Auch im Heinsdorfergrund finden sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus vielen Ländern. Junge Menschen aus Äthiopien oder Vietnam absolvieren hier ihre Ausbildung.

In den letzten Jahren wurde in diesem Erfolgsunternehmen viel in das Wachstum investiert: Sei es das undeskompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik, welches vielen ein Begriff sein dürfte, die Stiftungsprofessur in Glauchau oder auch der Kauf und die aufwendige Sanierung der in Reichenbach als „Hustenburg“ bekannten Villa an der Bahnhofstraße. Besonders prägend für die Entwicklung und die Innovationen war und ist noch immer Seniorchef Willy Löffler. Obwohl er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, sind seine Zukunftsvisionen und seine Werte immer noch entscheidend für die Firma. Der gestandene Unternehmer kam vor über zwanzig Jahren mit seinem Sohn Bernd ins Vogtland, um hier thermofin zu gründen. So geht das Bundeskompetenzzentrum für Kälte- und Klimatechnik auf das von ihm erkannte Potenzial Reichenbachs als Forschungs- und Bildungsstandort zurück.

Nachhaltigkeit als Leitprinzip – thermofin ebnet den Weg in eine bessere Zukunft

Ein wichtiger Punkt in der Firmenphilosophie ist das Thema Nachhaltigkeit. Nachhaltig scheinen mittlerweile viele Unternehmen zu sein. Das Wort lässt sich schwer fassen und definieren. thermofin setzt dabei auf eine wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Doch was heißt das konkret? Für das Unternehmen steht eine kontrollierte und nachhaltige Expansion an oberster Stelle – gesund wachsen, Fertigungsstandorte in der Nähe der Kunden aufbauen, um lange Transportwege zu vermeiden und die Produktion ressourcenschonend zu gestalten. So betreibt das Unternehmen auf dem Dach seiner Produktionsgebäude im Heinsdorfergrund eine große Photovoltaikanlage, um einen Teil des benötigten Stroms selbst zu erzeugen. Auch die Ausrichtung der Produkte auf die Herausforderungen der Zukunft spielt eine wichtige Rolle. thermofin hat frühzeitig in die Entwicklung von Produkten für natürliche Kältemittel investiert, die schonend für Klima und Umwelt sind. Diese natürlichen Kältemittel sind zukunftssicher, da schädliche herkömmliche Stoffe zunehmend verboten werden. Auch Forschung und Ausbildung werden diesem Thema angepasst. thermofin unterstützt beispielsweise die Stiftungsprofessur für Kälte- und Klimatechnik an der BA-Glauchau, um dringend benötigte Fachkräfte in der Region auszubilden. So wird die Vision des Gründers zielstrebig verfolgt und ausgebaut.

Energieunabhängigkeit als Ziel – Wie ein gemeinschaftliches Projekt die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren will

Mit den steigenden Gas- und Energiepreisen im letzten Jahr stellten sich einige Unternehmen aus dem Heinsdorfergrund die Frage, wie man die Abhängigkeit der Unternehmen von den gestiegenen Gaspreisen reduzieren kann. Das Resultat? Die Planung und erste konkrete Schritte hin zu einer autarken Wärmeversorgung.

Eine zentrale Wärmeversorgung hätte viele Vorteile: Der Einsatz von Wärmepumpen beispielsweise, anstelle von fossilen Energieträgern wie Erdgas, führt zu enormen CO2-Einsparungen. Bei der Nutzung von selbst erzeugtem Ökostrom könnte die Wärmeversorgung sogar komplett CO2-neutral erfolgen. Auch wirtschaftlich lohnt sich der Umstieg auf erneuerbare Energien und macht die beteiligten Unternehmen unabhängiger von steigenden Energiekosten. Durch Wärmerückgewinnung könnte auch die insgesamt benötigte Menge an Wärmeenergie reduziert werden.

Den Anfang und die Initiative machte dabei das Unternehmen thermofin. Gemeinsam mit anderen Firmen traten diese an den Planungszweckverband heran, um Möglichkeiten abzutasten, ein gemeinsames Vorhaben zur Energiegewinnung zu realisieren. Fragen danach, ob die Abwärme von einzelnen Unternehmen von anderen genutzt werden können, kamen auf. Es schwebte beispielsweise die Idee vor Augen, die Abwärme von Lötöfen oder anderen energieintensiven Maschinen zu nutzen und diese wieder zu verwenden.

Das Projekt zur autarken Wärmeversorgung steht vor großen Herausforderungen

Natürlich steht ein so komplexes Projekt wie dieses vor vielen weiteren Fragen. So erzeugen regenerative Energien häufig nicht die benötigten Temperaturen, die in den Hallen gebraucht werden. Zum Vergleich: eine Fußbodenheizung würde eine geringere Temperatur als ein Heizkörper benötigen, jedoch sind nicht alle Gebäude mit einer solchen ausgestattet. Aufgaben wie die gasintensiven Deckenstrahler durch Flächenheizkörper zu ersetzen, liegen nunmehr in der Hand der Unternehmen.

Die Aufgabe des Planungszweckverbandes besteht in der Abstimmung der Unternehmen. Der Verband vermittelte Kontakte zu Fachfirmen und Politik, lotet Fördermöglichkeiten aus und könnte künftig auch Betreiber des Wärmenetzes sein. Der Verband ermittelte auch den Kontakt zu Dr.-Ing. Thomas Freitag aus Oelsnitz im Erzgebirge, welcher sich mit seinem Planungsbüro auf die Erarbeitung von komplexen Energiekonzepten spezialisiert hat.

Eine solche unternehmensübergreifende, lokale Initiative dürfte beispielhaft sein, obgleich ähnliche Projekte zu einer autarken Wärmeversorgung auch in anderen Gegenden existieren.

Sobald das Planungsbüro erste Lösungen zur Machbarkeit verschiedener Wärmequellen liefert, geht es in die Fördermittelakquise. Viele Unternehmen haben grundsätzlich Interesse an dem Projekt. Wenn ein wirtschaftliches Modell gefunden wird, soll es allen Unternehmen am Standort angeboten werden. Eine tragfähige Lösung soll bis Herbst 2023 erarbeitet werden.

thermofin ist ein Vorreiter in vielerlei Hinsicht. Im eigenen Unternehmen treibt es die Ausbildung von Fachkräften ebenso voran, wie es in nachhaltige Energien investiert. Die Tatsache, dass es bei der Planung zur autarken Wärmeversorgung als Treiber fungiert, zeigt dies nur umso deutlicher. Das Projekt stellt eine innovative Chance dar, das Gewerbegebiet und die Region aufzuwerten und für die Zukunft zu rüsten.

FAKTEN zum Industrie- und Gewerbestandort Reichenbach an der A72

  • Gewerbegebietsteile: PIA I, PIA II, PIA III, Kaltes Feld
  • Anzahl der Unternehmen: Gesamt 43 Unternehmen
  • Anzahl der Beschäftigten: Mehr als 2400 Mitarbeiter
  • Gründungen: Das Kalte Feld wurde 1992 durch die Gemeinde Heinsdorfergrund entwickelt. Der Planungszweckverband PIA wurde 1996 gegründet.
  • Kommunen: Gemeinde Heinsdorfergrund, Stadt Reichenbach, Stadt Lengenfeld

Kontakt: Tobias Keller, Geschäftsführer Planungszweckverband PIA
www.reichenbach-vogtland.de

FAKTEN thermofin

  • Gegründet: 2002
  • Gründer: Bernd und Willy Löffler
  • Geschäftsführer: Bernd Löffler
  • Fertigungsstandorte: Argentinien, China, Deutschland, Polen, Russland
  • Mitarbeiter am Stammsitz Heinsdorfergrund: > 600 Mitarbeiter
  • Produkte: Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Wärmetauschern

www.thermofin.de

So kommen Sie hin: PlusBus 10 aus dem Göltzschtal und PlusBus 81 aus Greiz (PRG Greiz), StadtBus 82 in den Abendstunden

Mit dem Bus zur Arbeit. Fragen Sie Ihren Arbeitgeber nach einem JobTicket!