
Kolumne
Im Alltag mehr Rücksicht aufeinander nehmen?
Ich steige am Nachmittag in den gut gefüllten Bus. Vor mir liegen etwa 30 Minuten Fahrt – und heute ist einiges los. Grundschulkinder fachsimpeln über ihre neuesten Pokémonkarten, eine Gruppe Jugendlicher schaut TikTok-Videos, ein Baby weint. Und ein Mann telefoniert über Lautsprecher: Seine Frau solle bitte auf keinen Fall die Schwiegermutter zum Abendessen einladen. Das wissen jetzt alle im Bus.
Mein Tag war lang, ich sehne mich nach einem Moment der Ruhe. Unwillkürlich frage ich mich, wie es wohl dem Busfahrer geht – der muss sich konzentrieren, auch wenn um ihn herum der Trubel tobt. Natürlich ist es nicht immer so laut wie heute. Oft ist eine Busfahrt auch entspannt, beinahe still.
Ich lasse meinen Blick durch den Wagen schweifen. Eine ältere Dame schaut etwas angestrengt. Ich lächle ihr zu, gehe dann kurz zu den Jugendlichen. „Könntet ihr den Ton vielleicht etwas leiser stellen?“, frage ich freundlich. Sie nicken und reagieren sofort. Die Dame wirkt merklich erleichtert.
Vielleicht ist es genau das: ein kurzer Blick nach rechts und links. Und die Frage – stört mein Verhalten gerade jemanden? Natürlich gehören Kinderlachen, weinende Babys oder lebendige Gespräche zum Leben dazu. Aber manches liegt in unserer Hand: ein Video ohne Ton schauen, ein Gespräch auf später verschieben.
Gerade in unserer schnelllebigen Zeit sind Werte wie Rücksicht, Respekt und Achtsamkeit wichtiger denn je. Wer in Bus und Bahn unterwegs ist, teilt sich den Raum mit vielen anderen. Ein angenehmes Miteinander gelingt am besten, wenn wir nicht nur an uns denken, sondern auch aufeinander achten.