Zugbegleiterin Evelyn Vogt (rechts) ist seit sieben Jahren bei der vogtlandbahn und gibt ihre Erfahrungen an die neuen Kollegen wie Frank Seidel (links) weiter

Hinter den Kulissen

Lesezeit: 4 Minuten

Pünktlich zum Beginn der Herbstferien in Sachsen führte die vogtlandbahn die vollständige Besetzung ihrer Züge mit Zugbegleitpersonal ein. Für die Fahrgäste bedeutet es, dass sie künftig auf jedem Zug der vogtlandbahn einen persönlichen Ansprechpartner für ihre Angelegenheiten vorfinden und sich über Anschlussmöglichkeiten oder den besten Ticketpreis informieren können. Die wohl größte Veränderung ist jedoch, dass in allen Zügen der vogtlandbahn die Reisenden ihre Tickets nun ganz unkompliziert direkt am Sitzplatz erwerben können. Bis Jahresende sollen dann auch die Ticketautomaten aus den Zügen verschwunden sein. Insgesamt 49 Fahrgastbetreuerinnen und Fahrgastbetreuergehören zum Team der vogtlandbahn.

Eine von ihnen ist Evelyn Vogt aus Rodewisch. Seit inzwischen sieben Jahren arbeitet die 58-jährige als Fahrgastbetreuerin bei der Länderbahn, die im Auftrag des Zweckverband ÖPNV Vogtland (ZVV) die vogtlandbahn betreibt.

Die ursprünglich gelernte Zootechnikerin kam durch Umwege zur Eisenbahn. Nach der Wende beschloss Evelyn Vogt, sich erst einmal selbständig zu machen. In ihrem Heimatort Rodewisch eröffnete sie 1996 einen kleinen Laden für Bastelbedarf, den sie 19 Jahre lang führte. Doch im April 2015 war damit erst einmal Schluss: „Ich konnte mit den Angeboten aus den Supermärkten einfach nicht mithalten. Da habe ich mich schon eine ganze Weile nach einer beruflichen Alternative umgesehen“, erzählt Evelyn Vogt. Während einer Zugfahrt im Urlaub beobachtet sie die engagierte Arbeit einer Fahrgastbetreuerin und beschließt: „Das wäre eine Arbeit, die mir auch Spaß machen würde!“ Wenig später stößt sie in der Zeitung auf eine Anzeige der Länderbahn, in der Ausbildungskurse für Fahrgastbetreuerinnen und Fahrgastbetreuer angeboten wurden. „Ich sage immer, das war wirklich Schicksal“, staunt Evelyn Vogt heute noch, wenn sie sich daran erinnert. Sie bewirbt sich und wagt im Juli 2015 mit 51 Jahren noch einmal einen beruflichen Neustart bei der vogtlandbahn. „Das war das Beste, was mir passieren konnte. Das war wie ein Fünfer im Lotto“, freut sie sich auch heute noch über den gelungenen Berufswechsel.

Besonders gern ist Evelyn Vogt am Wochenende auf den Linien der vogtlandbahn unterwegs. Immer dann, wenn viele Touristen durch das Vogtland reisen. „Das ist so schön, mit Urlaubern ins Gespräch zu kommen, ihnen etwas über unser schönes Vogtland zu erzählen und eben auch mal den einen oder anderen Tipp mitzugeben, was sie sich unbedingt ansehen sollten oder wo man hübsch essen gehen kann.“ Mit Fahrgästen ins Gespräch zu kommen, ist Evelyn Vogt in ihrem Beruf besonders wichtig. Als waschechte Vogtländerin kennt sie auch viele Pendler schon lange aus der Zeit vor ihrer Arbeit bei der vogtlandbahn: „Hier im Ländlichen kennt man sich einfach untereinander. Und wenn ich die Leute dann jeden Tag im Zug sehe, dann kommt man auch schnell miteinander ins Gespräch.“

Die geplante Abschaffung der Ticketautomaten begrüßt die 58-jährige Fahrgastbetreuerin ausdrücklich: „Es ist schon besser, wenn wir die Fahrgäste beim Ticketkauf richtig beraten können. Ich habe schon manchmal ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn Fahrgäste sich aus Unkenntnis viel zu teure oder ungünstige Tickets gekauft haben. Vor allem für Tagesausflügler und Touristen ist es wirklich nicht leicht, sich in dem Tarifdschungel zurechtzufinden. Wie oft habe ich es erlebt, dass Fahrgäste ganz unabsichtlich zu Schwarzfahrern geworden sind, weil sie das falsche Ticket gekauft hatten.“

Die größte Herausforderung an ihrer Arbeit sei die Schichtarbeit. Das sei sicher nicht für jeden und in jeder Lebenslage das Richtige. „Da muss der Ehepartner schon auch mit dahinterstehen, sonst wird das nichts“, meint sie. Einen Bürojob kann sich Evelyn Vogt allerdings gar nicht vorstellen: „Bei mir ist jeder Tag ein bisschen anders.  Ich treffe ständig neue Menschen und habe den schönsten Arbeitsplatz mit der besten Aussicht“, sagt sie. Ihre Lieblingsstrecke ist die Elstertalbahn von Weischlitz nach Gera und zurück. Besonders jetzt, in der Herbstzeit, hat die Strecke einen besonderen Reiz: „Wenn man da an den Wäldern vorbeifährt, vor allem am Morgen, dann glitzert der Reif auf den Bäumen. Das ist dann, als würde man durch einen Märchenwald fahren“, schwärmt sie.

Für ihre zehn neuen Kolleginnen und Kollegen, die künftig als Fahrgastbetreuerinnen und Fahrgastbetreuer in den Zügen der vogtlandbahn unterwegs sein werden, hat Evelyn Vogt noch diesen Tipp: „Man sollte immer daran denken: So wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder heraus. Es kommt einfach auch darauf an, wie man auf seine Fahrgäste zugeht und ob man mir anmerkt, dass ich diese Arbeit gerne mache.“

www.vogtlandbahn.de