Zweckverband ÖPNV stellt die Weichen für die Zukunft: Umsteigefrei bis Leipzig!

Auerbach. Die 4. Verbandsversammlung des Zweckverbandes Öffentlicher Personennahverkehr Vogtland (ZVV) hat während einer fast dreistündigen Sitzung einen Grundsatzbeschluss gefasst. Demnach beteiligt sich das Vogtland auch an der Ausschreibung für das Mitteldeutsche S‐Bahn‐Netz (MDSB 2025+). Die mehrheitliche Entscheidung kam nach einer intensiv geführten Debatte zustande. Erörtert wurde vor allem die Frage, in wie weit der ÖPNV sich für die Entwicklung eines attraktiveren Fernverkehrs verantwortlich fühlen muss. Die Diskussion hat ihren Ursprung vor allem in der gesellschaftlich angestrebten Verkehrswende. Landrat Rolf Keil bat als Vorsitzender des Zweckverbandes alle Verbandsräte vor der Abstimmung um ihre Meinung. Ziel ist eine umsteigefreie Zugverbindung zwischen Plauen und Leipzig. Dazu müssen jedoch am Bahnhof in Werdau erst noch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Erst nach erfolgter Modernisierung wird es möglich sein, die Triebwagen, die im Zwei‐Stunden‐Takt zwischen Leipzig und Plauen sowie Zwickau verkehren, in Werdau zu teilen. Beim Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Vogtland ist man sich darüber im Klaren, dass die infrastrukturelle Verbesserung am Werdauer Bahnhof nur kommt, wenn sich das Vogtland am Ausschreibeverfahren beteiligt.

Eine Nichtteilnahme würde bedeuten, dass die Netzbetreiber keinen Grund hätten, das Trennen und Koppeln der Züge in Werdau zu ermöglichen. Mangels eines aktuellen Fernverkehrsangebotes für das Vogtland will der ZVV durch die Neuvergabe des S‐Bahnverkehrs ab 2025 dem Fahrgast entgegenkommen. Doch bei Verlängerung der S‐Bahn bis Plauen kämen auch den Vogtlandkreis Mehrkosten von rund zwei Millionen Euro (Schätzung) zu.  „Wirklich belastbare Zahlen bekommen wir erst mit der Ausschreibung“, fügte Verbandsgeschäftsführer Michael Barth hinzu. Landrat Rolf Keil ist sich dem Risiko für die Gebietskörperschaften bewusst: „Betriebswirtschaftlich ist die Entscheidung keineswegs unumstritten. Aber es ist auch keine Option, gerade jetzt Bahnverbindungen abzubestellen. Das wäre gegenüber den zukünftigen Generationen die völlig falsche Botschaft.“ Vielmehr hofft man im Vogtland, dass für die von der Bundesregierung eingeleitete Mobilitätswende im Umkehrschluss künftig noch weitere finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um diesen inneren Konflikt zu beenden.

Der scheidende Plauener Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer sah sich gezwungen, gegen den Grundsatzbeschluss zur Teilnahme am Vergabeverfahren zu stimmen. „Als Stadt finanzieren wir durch die Plauener Straßenbahn bereits überdurchschnittlich viel Verkehrsleistung im ÖPNV. Der Fernverkehr ist nicht die Aufgabe unseres Zweckverbandes“, begründete der stellvertretende Zweckverbandsvorsitzende seine Gegenstimme. Er befürchtet, dass der Freistaat Sachsen die Kommunen mit den Mehrausgaben allein lassen wird. „Dann müsste unter Umständen bei der Plauener Straßenbahn oder bei den Bussen im ländlichen Raum gespart werden“, so Oberdorfers Befürchtung. Landrat Rolf Keil zeigte sich gegenüber den vier Gegenstimmen verständnisvoll. Zugleich betonte der Vorsitzende nach dem Mehrheitsbeschluss: „Wir stellen heute die Weichen für die nächsten ein oder zwei Jahrzehnte. Die Mobilitätswende als Beitrag zum Klimaschutz lässt sich nur durch eine bessere Anbindung des Vogtlandes an die Metropolregion Mitteldeutschland erreichen. Davon bin ich überzeugt.“ Auf den Punkt gebracht steht nun fest: Das Vogtland geht verkehrspolitisch in die Mitverantwortung, weil man sonst vermutlich ganz abgehängt wird. Dass der größte weiße Fleck im bundesdeutschen Fernverkehr nur verschwindet, wenn der Bund die Kosten schultert, ist eigentlich selbstverständlich.

Weitere Informationen und Fahrpläne erhalten Sie unter www.vogtlandauskunft.de oder bei der Tourismus und Verkehrszentrale Vogtland (TVZ), Servicetelefon 03744‐19449.

Rückfragen bitte an: Zweckverband ÖPNV Vogtland | Telefon: 03744 83020