Hofgut Eichigt

Vischelantes Vogtland

Lesedauer 6 Min.

Hofgut Eichigt
Ein neues Kapitel in der nachhaltigen Landwirtschaft

Sprechen wir über Bio-Produkte und nachhaltige Landwirtschaft, kommen uns Bilder in den Kopf von verschiedenen Labeln und Zertifizierungen. Vielleicht sind wir uns auch unsicher, ob wirklich Bio drin ist, wo Bio draufsteht.
Wir denken aber auch an die kleinen, regionalen Hofläden. An Bauern, die nachhaltig produzieren und sich um das Wohl ihrer Tiere kümmern.
Nicht in den Sinn kommen uns allerdings Großbetriebe. In den meisten unserer Köpfe sind diese mit Massentierhaltung verankert – Boden- oder Käfighaltung bei den Hühnern, Massenzucht bei den Schweinen. Denn: der Fleischkonsum der Deutschen muss befriedigt werden. Immerhin isst der Durchschnittsdeutsche 57,3 kg Fleisch pro Jahr. In den Supermärkten werden sich harte Preisschlachten geliefert. Längst geht es dort nicht mehr um das Tierwohl. Eher um das Wohl der Allgemeinheit, genügend bezahlbares Fleisch zu haben.
Es geht auch anders. Das malerische Vogtland ist Heimat einer landwirtschaftlichen Revolution, angeführt vom Hofgut Eichigt. Unter der Leitung von Jannis Buschtöns, der aus Schleswig-Holstein stammt, setzt das Hofgut Eichigt Bio im großen Stil um.
Für Jannis Buschtöns, der seit 3 Jahren in der Region lebt, ist das Vogtland zur Heimat geworden. Er studierte Agrarwissenschaften und leitete verschiedene Betriebe in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Aufgewachsen ist er in der Nähe eines Milchvieh- und eines Schweinemastbetriebs. Er erzählt, dass er praktisch seine ganze Kindheit auf den Höfen verbracht habe. Dort sei er beim Ausmisten dabei gewesen und habe mit dem Traktor fahren dürfen. Für ihn habe von Anfang an festgestanden, dass er etwas mit Landwirtschaft machen wolle. Auf dem Hofgut Eichigt möchte er die Zukunft aktiv gestalten, denn der Hof hat Entwicklungspotenzial.

Innovation in der Tierhaltung

Eines der herausragenden Merkmale des Hofgut Eichigt ist seine Herangehensweise an die Tierhaltung.
Die meisten von uns wissen: um Milch zu geben, muss eine Kuh ein Kalb ausgetragen haben. Doch, was vielen nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass die Kälbchen meist schon nach kürzester Zeit von den Kühen getrennt werden. In kleinen Boxen und aufgezogen mit Milch aus dem Eimer.
Das Hofgut Eichigt beschreitet andere Wege. In der sogenannten „kuhgebundenen Kälberaufzucht“ bleiben die Kälber die ersten Tage bei der Mutterkuh. Danach kümmert sich eine Kuh um ihr eigenes und bis zu 3 weitere Kälber. Diese dürfen in einem großen Laufstall gemeinsam aufwachsen. In Eichigt gibt es hier sogar einen eigenen Kälberbereich, in welchen sich die Kälber zurückziehen können, um so nochmal extra Ruhe genießen zu können. Diese Methode verbessert nicht nur das Wohlbefinden der Tiere, sondern auch die Gesundheit der Kälber. Dieses Prinzip verfolgen in Deutschland nur etwa 250 – 400 Milchviehbetriebe.
Der nachhaltige Ansatz der kuhgebundenen Kälberaufzucht hat Jannis Buschtöns bewogen, beim Hofgut Eichigt tätig zu werden und nicht bei einem konventionellen Betrieb. Das Tierwohl ist ihm und allen seinen Mitarbeitern eine Herzensangelegenheit. Wer hier arbeitet, möchte Gutes für die Landwirtschaft tun und sich für das Tierwohl engagieren.

Der Wandel des Hofgut Eichigt – von der Produktionsgenossenschaft zur ökologischen Vorreiterrolle

Das Hofgut Eichigt hat eine bemerkenswerte Reise durch die Zeit erlebt und sich dabei stetig weiterentwickelt. Einst war es als „Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft“ (LPG) Teil des Agrarsektors der DDR.
Nach der Wende wandelte es sich in einen konventionellen Betrieb, die Agrofarm 2000 GmbH, getragen von Gesellschaftern.
Im Jahr 2015 wurde das Hofgut Teil der dennree Gruppe. Unter der Führung von Thomas Greim, Gründer und Geschäftsführer von dennree, begann wenige Monate nach dem Kauf die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Diese Entscheidung markierte den wohl größten Wandel in der Geschichte des Hofgut und legte den Grundstein für seinen heutigen Status als anerkannter Bioland- und Biokreis-Betrieb.

Ein ganzheitlicher Ansatz für die Landwirtschaft

Thomas Greim, tief mit der ökologischen Landwirtschaft verbunden, knüpfte damals an den Kauf eine Vision: Die Landwirtschaft des Hofgut sollte im Einklang mit der Natur stehen und einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Das Tierwohl war dabei ein zentraler Punkt. Die Tiere sollten ihr Bedürfnis nach Bewegungsfreiheit, Weiden und sozialer Einbindung in die Herde ausleben können. Auch die Enthornung der Tiere wurde abgeschafft, um ihr Wohlbefinden zu fördern. Das Hofgut Eichigt hat sich zum Ziel gesetzt, dem Vorbild der Natur entsprechend als Kreislauf zu agieren. Das Futter für die Tiere stammt zum größten Teil von den eigenen Feldern und Wiesen, die Gülle wiederum wird als Dünger verwendet und in der Biogasanlage zu Energie gewonnen.
Auch Jannis Buschtöns verfolgt dieses Ziel der nachhaltigen Landwirtschaft mit voller Kraft weiter. Auf die Frage, warum ihm das so wichtig ist, sagt er mit Blick in die Zukunft: „Es sind die Anforderungen an eine langfristige Bewirtschaftung. Man denkt über Generationen hinweg, nicht von Jahr zu Jahr.“

Raum für Entwicklung

Den zentralen Wert des Hofes, langfristig zu agieren, möchte das Hofgut auch mit der Öffentlichkeit teilen. In regelmäßigen Hofführungen für Kindergärten und Schulen lernt die nächste Generation, was nötig ist, um auch in der Zukunft erfolgreich zu wirtschaften, genügend Essen auf dem Teller zu haben und die Umwelt zu schützen. Und Jannis Buschtöns möchte das Unternehmen auch in dieser Hinsicht weiterentwickeln. Zusammen mit Universitäten, Forschungseinrichtungen, aber auch Umwelt- und Naturschutzverbänden verfolgt der Betrieb Projekte, um neue Konzepte für die ökologische Landwirtschaft zu entwickeln und mit anderen Landwirten zu teilen. Zum Beispiel mit dem Eichigter Öko-Expertenforum: Alle zwei Jahre lädt das Hofgut Wissenschaftler und Praktiker ein, gemeinsam über Themen der ökologischen Landwirtschaft in den Austausch zu kommen und neue Forschungskooperationen zu initiieren. Dieses Jahr geht es um die kuhgebundene Kälberaufzucht. Hier zeigt das Hofgut, dass höchstes Tierwohl und eine wesensgerechte Haltung auch auf großen Milchviehbetrieben möglich ist.

Das Hofgut Eichigt repräsentiert eine neue Generation von Betrieben, die zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können. Mit seiner fortschrittlichen Herangehensweise und dem Engagement für das Tierwohl und den Umweltschutz ist das Hofgut Eichigt ein leuchtendes Beispiel für die Zukunft der Landwirtschaft. v

Führungen auf dem Hofgut Eichigt
(Auf Anfrage an fuehrungen@hofgut-eichigt.de – April bis Oktober, als Gruppe von mindestens 15 Personen)

So kommen Sie hin:
Zug bis Oelsnitz, Bahnhof weiter mit RufBus 56 bis Haltestelle Süßebach, Abzweig Ebersbach (12 Min. Fußweg)

Wo bekomme ich die Milch vom Hofgut Eichigt?
Die in der eigenen Bio-Hofmolkerei abgefüllte Milch gibt es für Sie frisch und auf kürzestem Weg in allen BioMärkten sowie in den Denns BioMärkten.

Hofgut als Arbeitgeber
Lust auf einen Job mit Tieren, Natur und Technik? Ob als Landwirt, Landmaschinenmechaniker, Herdenmanager oder lieber im Büro. Das Hofgut bietet zahlreiche Stellen- sowie Ausbildungsangebote.

Kontakt:
Hofgut Eichigt GmbH, An den Weiden 1, 08626 Eichigt
Telefon: 037430 628-0
E-Mail: info@hofgut-eichigt.de
www.hofgut-eichigt.de

Bildquelle: © Hofgut Eichigt GmbH